Präzise und kohärente Detaillierung als grundlegendes Gestaltungsprinzip

MACH-Partner Jan Fischer spricht im Interview über die Bedeutung von sorgfältiger Handwerkskunst und nachhaltigem Design.

Mit welchen Materialen arbeiten Sie am liebsten?
Mit Naturmaterialien wie Holz und Stein. Diese sind zwar «unberechenbar» im Entwurfs- und Detailierungsprozess, weil das Bild von Holz und Stein sehr stark davon abhängig ist, wo der Baum gewachsen ist oder aus welchem Steinbruch ein Stein kommt. Die Maserung derselben Holzart oder eines Steines kann stark variieren. Doch darin liegt gleichzeitig das grosse gestalterische Potential dieser Materialien. 

Welche Rolle spielt die Zusammenarbeit mit Handwerkern? 
Gerade wenn man Naturmaterialien nutzt, ist die Zusammenarbeit mit guten Handwerkern sehr wichtig, denn sie haben ein enormes Fachwissen auf ihrem Gebiet. In der Zusammenarbeit mit ihnen entdecke ich immer wieder neue Aspekte des Materials und seiner Umsetzbarkeit. Dies kann wieder einen Einfluss auf die Gestaltung haben.

Was kennzeichnet den Entwurfsprozess von MACH im Allgemeinen? 
Zu meiner Studienzeit galt die Maxime “form follows function”, diesbezüglich sind wir heute allerdings entspannter. Denn in der Innenarchitektur stossen wir häufig auf vorgegebene Formen und Raumstrukturen, für die wir erst Funktionen schaffen müssen. Im Entwurfsprozess suchen wir nach raffinierten und zugleich subtilen Lösungen. 

Welche Gestaltungsprinzipien stehen bei Ihrer Arbeit im Vordergrund?
Als eher detailverliebter Architekt ist für mich eine präzise und kohärente Detailierung ein grundlegendes Gestaltungsprinzip. Wichtig ist in meiner Arbeit die Frage, wie man verschiedene Materialien und bauliche Elemente so zusammenfügt, dass für das Auge des Betrachters oder Nutzers ein harmonisch ausgewogenes Gesamtbild entsteht. Deshalb zeichne ich oft mit Stift und Lineal Details im Massstab 1:1, denn die Proportion von Materialstärken und Fügungen hat einen wesentlichen Einfluss auf den Entwurf.

Was bedeutet Ihnen Nachhaltigkeit?
Der Begriff Nachhaltigkeit ist seit einigen Jahren in aller Munde, ich tu mich ein wenig schwer damit. Wir leben heute in einer verschwenderischen Konsumwelt, da wird der Anspruch an Nachhaltigkeit oft strapaziert. In unserer Arbeit als Architekten können wir versuchen, nachhaltig zu agieren, indem wir möglichst keine umweltbelastenden Materialien oder vor allem nachwachsende Werkstoffe verwenden. Wir sollten Räume so entwerfen und gestalten, dass sie langlebig und auch in 30 Jahren noch funktionsgerecht sind. Zumindest sollten sie so flexibel sein, dass sie veränderten Nutzungsanforderungen gerecht und mit kleinem Aufwand angepasst werden können.

Welches Bauwerk oder Interieur hat Sie kürzlich begeistert?
Das Geschäftshaus Bucherer an der Bahnhofstrasse von Office Haratori, weil sowohl die skulpturale Gestaltung mit Marmor und dessen Detailierung wie auch die Innenarchitektur einen edlen Luxus ausstrahlen, ohne dabei prahlerisch zu sein.
Eines meiner Lieblingsbauwerke seit meiner Kindheit ist der Laden Neumarkt 17 von Fritz Schwarz. Interessanterweise kommt diese faszinierende Raumskulptur fast gänzlich ohne Details aus. Vielleicht ist es genau diese Reduktion auf Material, Form und Proportion, die mich fasziniert und begeistert.