Gute Architektur ist ein Gesamtkunstwerk

MACH Gründungspartner David Marquardt spricht in einem Interview über die Ganzheitlichkeit und Verantwortung guter Architektur.

Was macht gute Architektur aus? 
Wenn gute Bauherren, Handwerker und Architekten zusammenfinden, kann gute Architektur entstehen. Es geht um das Zusammenspiel vom grossen Konzept, strategischer Aufteilung und raffinierten Details – über alle Masstäbe hinweg. Neben der Funktion muss auch ein künstlerischer Anspruch erfüllt werden. Gute Architektur ist ein Gesamtkunstwerk. Das Ziel ist es, für Menschen und ihre Interaktionen zu bauen.

Welche Tools liegen im Werkzeugkasten eines Innenarchitekten?
Zuerst muss man sich in den Auftraggeber einfühlen und die Perspektive eines Benutzers einnehmen, um dann strategische Raumzusammenhänge zu entwickeln. Es geht darum, konzeptionell und gestalterisch komplett auf den Kunden einzugehen, um dann die Farb- und Materialkompositionen zu erstellen. Tüfteln, Erfinden, Funktionen ausarbeiten, bis alles stimmt. 

Was charakterisiert die Architektur von MACH?
Abgeleitet aus der klassischen Moderne: Qualität, zeitlose Konstruktion, reduziertes Design. Die Qualität wird manchmal erst durch die Benutzung spürbar. Wir nennen es «Design auf den zweiten Blick». Wir arbeiten erfindungsfreudig und ganzheitlich. Unsere Designs sind langlebig, haptisch, echt.

Architekten übernehmen eine hohe Verantwortung. Wie gehen Sie damit um?
Wir sehen Räume als Lebensräume, die langfristig gut funktionieren müssen. Unsere Verantwortung liegt im Erschaffen von Lebenssituationen. Unsere Kunden investieren viel Geld, daher sind wir auch Treuhänder, einerseits indem wir intelligent bauen, andererseits weil wir langlebige Konzepte entwerfen. 

Hat die Digitalisierung einen Einfluss auf Ihr Schaffen?
Wir planen global und dies ist nur digital möglich. Auch simulieren wir Räume vorab über «Augmented Reality» und drucken diese dreidimensional aus. Wir nutzen die digitalen Möglichkeiten, um effizienter zu arbeiten, beim Resultat sind wir jedoch sehr analog. Zudem erheben wir Daten zur Nutzung, um Räume besser zu gestalten. In Zukunft wird uns auch künstliche Intelligenz helfen, Szenarien zu kreieren. Unsere Innenarchitektur bietet jedoch einen Kontrapunkt zur abstrakten digitalen Welt: ein Stück Natürlichkeit.

Inwiefern beeinflussen Materialien und Technologien Ihre Architektursprache? 
Wir gehören der alten Schule an und setzen auf authentische, natürliche Materialien wie Holz, Stein, Leder und Textilien. Um sie optimal zur Geltung zu bringen, arbeiten wir viel mit Details und Texturen. Wichtig ist uns der Bezug zum menschlichen Massstab, also wo man die Materialien berührt und wie man sie taktil empfindet. Zudem sollen sie schön altern. Natürliche Materialien können sehr unterschiedlich verarbeitet werden. So kann dasselbe Holz grob und ungehobelt oder aber sehr elegant und technisch raffiniert eingesetzt werden. Wir lieben eine technisch ausgereizte Natürlichkeit. 

Welches Bauwerk oder Interieur hat Sie kürzlich begeistert? 
Mich begeistern Bauten gleichermassen, egal ob neu oder alt. Ich habe ebenso grosse Freude an einem Besuch des Wohnhauses von Max Bill oder des Eames Hauses in Los Angeles wie auch an der Architektur des neuen Kunsthaus Zürich von David Chipperfield. Um Architektur zu erleben, muss man die Bauwerke besuchen.